Stellen Sie sich vor, Sie stehen in der Sixtinischen Kapelle. Ein Saal voller Bilder, Einzelheiten in Bildern, Hände, Gesichter, Farben, so viel kann man gar nicht auf einmal wahrnehmen. Stellen Sie sich nun vor, sie wären dort alleine und es wäre dunkel. Auf Ihrem Kopf tragen Sie eine Lampe, die je nach Bewegung unterschiedliche Details beleuchtet. Der Rest bleibt im Dunkeln. Das was Sie durch die Lampe beleuchtet sehen, entspricht der Realität, dem Alltag. Ständig fokussieren wir; Brot kaufen, Mails schreiben, Gespräche etc. Während wir fokussieren, blenden wir den Rest aus, sonst wäre es keine Fokussion.
Das sind die Alltagstrancen. Das bedeutet aber nicht, dass das, was wir nicht sehen, nicht vorhanden ist. Wir können nur nicht Fokussieren und gleichzeitig alles wahrnehmen. Würden wir also beispielsweise eine Hand betrachten, wie perfekt sie von Leonardo da Vinci gemalt wurde und diese Betrachtung entspräche einem Problem, das Sie haben – könnten Sie dort eine Lösung finden? Wahrscheinlich eher nicht. Dazu müssten Sie wahrscheinlich die Kopfhaltung verändern, um etwas anderes sehen zu können. Oder Sie machen das große Licht an, schalten Ihre Kopflampe aus und lassen dieses unglaubliche Kunstwerk auf sich wirken. Vielleicht entdecken Sie dann im Augenwinkel, fast unmerklich etwas, das sie anzieht, das Ihren Fokus dorthin lenkt. Sie schalten die Beleuchtung der Kapelle wieder aus, Ihre Kopflampe wieder an und sehen ein weiteres wunderbares Detail von da Vincis Genialität.
Das unglaubliche Kunstwerk entspricht Ihrem Unbewussten, einem riesigen Speicher von Allem, was Sie bisher wahrgenommen haben. Dort liegt irgendwo die Lösung oder sogar die Lösungen für Ihr Problem. Ich helfe Ihnen dabei, das zu beleuchten, was für eine Lösung relevant ist.
Hirnforschung
Einige Erkenntnisse sind für die Hypnose München äußerst hilfreich und sie beweisen, dass diese Form der psychologischen Therapie durchaus neben anderen anerkannten Therapieformen seine Berechtigung hat.
Im Grunde genommen reicht es aus, sich über Folgendes im Klaren zu sein. Dies soll hier verständnishalber vereinfacht dargestellt werden.
Bewusstes und Unbewusstes:
Unser Gehirn kann ganz grob in drei Teile eingeteilt werden. Das Stammhirn, das zuständig ist für die Grundfunktionen, wie Atmen und Herzschlag. Das Zwischenhirn übernimmt emotionale Aufgaben, wie Angst oder Freude und ist zuständig für unbewusste, automatisierte Handlungen. Es kommuniziert in Bildern und ist die Überlebensversicherung aller höher entwickelten Lebewesen. Um dieser Tatsache gerecht zu werden ist eine möglichst schnelle Reaktion erforderlich. Die Großhirnrinde, die sich besonders bei den Menschen so differenziert entwickelt hat, kennt alle uns bekannten Kommunikationsformen. Sie ist der Sitz von Vernunft, Planung und Sprache. Wir benötigen sie, um Signale aus dem Zwischenhirn, also Emotionen oder Bilder wahrnehmen. Sie ist uns aber auch bei der Veränderung unbewusster Prozesse behilflich. Die Geschwindigkeit des Zwischenhirns beläuft sich auf Millisekunden, die der Großhirnrinde befindet sich im Sekundenbereich. Wenn wir etwas tun oder denken, was wir gar nicht wollen, es aber einfach (unbewusst) passiert, dann können Sie ihr Zwischenhirn beobachten. Die Beobachterperspektive befindet sich im Großhirn. Ohne das Bewusstsein ist das Unbewusste nichts.
Ein Beispiel, das dies veranschaulicht: Als wir noch in der Savanne lebten und wir noch Nomaden waren, lauerten Gefahren überall. In bestimmten Gebieten gab es Schlangen, deren Biss tödlich war. Es war also erforderlich eine nahe Begegnung zu vermeiden. Das war nicht immer einfach, denn aus der Entfernung war es manchmal nicht möglich eine Schlange von einem liegenden Ast zu unterscheiden. Würden wir in einer solchen Situation mit der vergleichsweise langsamen Großhirnrinde denken, würde das so aussehen: Ah, da liegt was auf dem Boden … könnte vielleicht eine Schlange sein … mal sehen, was ich tue … renne ich weg oder warte ich … Unter Umständen ist man schon längst gebissen, während man das Für und Wider abwägt; mit Todesfolge! Damit ein Überleben gesichert ist, schaltet sich sofort das Zwischenhirn ein und lässt uns Fliehen oder Angreifen, blitzschnell innerhalb von Sekundenbruchteilen. Für diese unbewusste Reaktion ist es erforderlich, auch nur den geringsten Schatten einer Schlange zu sehen oder vielleicht nur daran zu denken, um dem Körper eine entsprechende Bereitschaft zur Flucht oder zum Angriff zu signalisieren. Hierzu werden Stresshormone ausgeschüttet, die wir alle kennen, wenn wir erschrecken oder uns einer bedrohlichen Situation gegenüber finden. Wovor wir erschrecken oder meinen uns schützen zu müssen ist so individuell, wie unsere Biografie. Der Mechanismus ist immer derselbe. Vereinfacht ausgedrückt (ich bitte um Verzeihung): egal ob Schlange oder Missbrauch, je früher wir eine Gefahr erkennen, umso besser. So können Wahrnehmungen uns innerhalb von Sekundenbruchteilen in maximalen Stress versetzen, mit dem einzigen Sinn, uns zu beschützen. Unerwünschte Denk- und/oder Verhaltensmuster haben wir irgendwann einmal als Schutz entwickelt. In der Vergangenheit waren sie hilfreich, in der Gegenwart können sie uns dramatisch beeinträchtigen. Dennoch: Unser gesamtes Gehirn ist nur darauf programmiert, unser individuelles (und damit das der Spezies Mensch) Überleben zu sichern.
Unser Gehirn kennt keine Zeit:
Erinnerungen können starke Emotionen bewirken. Denken Sie an Ihren ersten Kuss oder an eine große Enttäuschung. Sofort entstehen dazu Emotionen; vielleicht nicht in der Intensität, wie damals, aber es werden die identischen Hirnareale aktiviert. Diese Tatsache impliziert demzufolge auch: Unser Gehirn kann zwischen Realität und Phantasie nicht unterscheiden. Zur Veranschaulichung können wir Träume, vor allem Albträume heranziehen. Wir liegen bewusstlos im Bett (Schlaf) und dennoch ist unser Körper in höchstem Erregungszustand. Würden wir Stresshormone und Blutdruck während eines solchen Traumes messen, entsprächen sie vielleicht sogar einer Todesangst. Sekunden später, wenn der Traum vorüber ist, oder wir etwas sehr Angenehmes träumen, fiele die Messung komplett anders aus. Die selben Mechanismen wirken natürlich auch im Wachzustand (siehe Ex Soldat oben).
Unser Gehirn ist bis an unser Lebensende plastisch. Das bedeutet, dass dort ständig Veränderungen vor sich gehen. Nervenzellen entstehen und sterben wieder ab. Deutlich wichtiger sind jedoch die Verbindungen (Synapsen) zwischen diesen Zellen (Neuronen). Je emotionaler ein Moment ist, umso mehr Verbindungen wachsen und umso deutlicher können wir uns erinnern. Je deutlicher die Erinnerung, umso mehr Nervenzellen sind verbunden, umso weniger Reize bzw. Impulse benötigt es von außen, um alle beteiligten Nervenzellen in Aktion zu versetzen. Das bedeutet: Je häufiger ein Neuron X gleichzeitig mit Neuron Y aktiv ist, umso lieber werden X und Y aufeinander reagieren. Genau dies passiert, wenn wir uns einer Gefahr gegenüber sehen. Im therapeutischen Kontext bedeutet das, dass wir uns ungewollten, belastenden Situationen gegenüber sehen, die wir vor dem Hintergrund unserer Biografie so bewerten, dass es sich um Gefahr handelt (siehe Ex Soldat oben). Das gemeinsame Feuern der Neurone hat die Ausschüttung von Stresshormonen zur Folge, was wir deutlich als unangenehm wahrnehmen können. Ohne die Plastizität unseres Gehirns wären wir nicht fähig, uns etwas zu merken. Wir könnten nicht Lernen, denn Lernen ist nichts anderes, als sich etwas zu merken.
Ihre Julia Strondl
Praxis für Hypnose München
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